Eine reduktive Kultur würde in fast jeder Hinsicht andere Paramenter für Orientierung, Entscheidungen und Handlungen setzen als die expansive: Statt "Wachstum" wäre für sie "Kultivierung" handlungsleitend, statt "Effizienz" "Achtsamkeit". Gegen "Schnelligkeit" stünde "Genauigkeit", gegen "ALLES IMMER" "Saison", gegen "Fremdversorgung" "Resilienz" und gegen "Konsum": Glück.
Die neuen Kategorien werden von einer wünschbaren Zukunft her gedacht, die alten vom Status quo. Denken von der Zukunft her öffnet neue Möglichkeiten, das Denken vom Status quo her schränkt sie systematisch ein auf das, was man schon kennt. Genau so entsteht das Vermögen zum Widerstand: die besseren Möglichkeiten der Zukunft gegen die schlechteren der Gegenwart durchzusetzen. Ob man das will, hängt davon ab, ob man selbst Verantwortung zu übernehmen bereit ist für die Zukunft. Oder nicht. (...)
Das legt die Entscheidung in Ihre Hände. Was wir (...) nicht mehr brauchen, sind Appelle und Belehrungen. Werte verändern nicht die Praxis, es ist eine veränderte Praxis, die Werte verändert.
Freitag, 20. September 2013
Selbst denken - eine Anleitung zum Widerstand
Harald Welzer (2013). Selbst denken - eine Anleitung zum Widerstand. (S. Fischer Verlag: Frankfurt am Main), S. 288ff:
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